Lehrvideos allgemein
Die Geschichte von Lehrvideos beginnt bereits im Jahre 1964 als der Nobelpreisträger Richard Feynman sieben Vorlesungen hat aufzeichnen lassen, die im Anschluss im Fernseher ausgestrahlt wurden [1].
Das Ziel der Verwendung von Videos in der Lehre ist die Vermittlung von Lerninhalten, die audiovisuell aufbereitet werden [1]. Mithilfe von Videos können sowohl theoretische Konzepte als auch praktische Anwendungen dargestellt werden, weshalb sie für alle Fachbereiche relevant sein können. Zudem eignen sich Videos für den Einsatz im Unterricht und für die Vorbereitung der Studierenden. Hierbei ist die Verwendung der Konzepte des Flipped Classrooms oder Blended Learnings denkbar, bei denen die Grundlagen in Form von Videos vor der Präsenzsitzung zur Verfügung gestellt werden.
Videos haben den zentralen Vorteil, dass das Tempo individuell bestimmt werden kann und einzelne Stellen nach Bedarf erneut angesehen werden können. Aus der Perspektive der Dozierenden sind Lehrvideos ebenfalls attraktiv, da diese keine besonderen technischen Fähigkeiten abverlangen. Zudem muss keine spezielle Hard- oder Software angeschafft werden, da die Aufnahme und der Schnitt mit jedem Computer und Smartphone möglich sind. Darüber hinaus unterliegt die Produktion der Videos einem geringen Zeitaufwand. Sind die Videos einmal produziert, können sie flexibel in verschiedenen Kontexten genutzt werden.
Formen von Lehrvideos
Erklärvideos
Digitale Erklärvideos werden in der englischen Literatur häufig als „Digital Lectures“ bezeichnet. Sie verfolgen das Ziel der Inhaltsvermittlung, indem fachspezifische Themen im Rahmen von Videos erläutert werden. Erklärvideos werden üblicherweise online zur Verfügung gestellt, entweder im Rahmen einer synchronen Live-Veranstaltung oder asynchron als Video zum eigenständigen Aufrufen [1].
Interaktive Videos
Im Rahmen von interaktiven Videos werden die Lernenden aktiv in das Video miteinbezogen, indem Aufgaben (z.B. in Form von Multiple-Choice-Fragen, Zuordnungen etc.) beantwortet werden müssen.
Live Digitized Lectures
Hierbei handelt es sich um die Aufnahme einer Veranstaltung, die in Präsenz stattgefunden hat. Ein Beispiel für eine Live Digitized Lecture ist der Mittschnitt einer Vorlesung [1].
Demonstrationsvideos
Demonstrationsvideos sind ebenfalls Lernvideos, die jedoch keinen Erklärungscharakter bestimmter Themen beinhalten. Hierbei steht keine wissensvermittelnde Person oder Stimme im Vordergrund. Die Lerninhalte ergeben sich stattdessen erst durch die Analyse bzw. Kontextualisierung des Gesehenen.
Beispielhaft können Videos von psychologischen Therapiegesprächen, Aufnahmen spezifischer sozialer Situationen sowie einer Wettbewerbssituation genannt werden [1].
Erklär- und Demonstrationsvideos können nicht immer eindeutig voneinander abgegrenzt werden, da Videos beide Formate beinhalten können. Dies ist beispielsweise vorstellbar, wenn zunächst eine lehrbuchartige Erklärung eines Themas erfolgt und im nächsten Schritt ein passender Videoausschnitt gezeigt wird, welcher das Thema genauer demonstriert.
Microlectures
Hierbei handelt es sich um kurze und kompakte Lehrvideos, die Ähnlichkeiten mit einer Vorlesung haben. Die Dauer der Microlectures sollte sich auf drei bis maximal acht Minuten beschränken, in denen ein spezifisches Thema erläutert wird. Im Rahmen des Videos kann eine Powerpoint-Präsentation gezeigt, die mit einer Tonspur kombiniert wird. Optional kann das Video der oder des Dozierenden eingeblendet werden [2].
Lege- und Zeichentechnik-Videos
Diese Videos werden in einem Office- oder Studiosetting aufgenommen. Dabei ist die Kamera senkrecht über eine horizontal ausgerichtete Arbeitsfläche installiert. Auf der Fläche können sowohl Gegenstände platziert als auch geschrieben und gezeichnet werden. Mit diesen Aufnahmen können Lerninhalte visualisiert werden, wobei ebenfalls der Entstehungsprozess Beachtung findet [1].
[1] Persike, M. (2019). Videos in der Lehre: Wirkungen und Nebenwirkungen. In: H. Niegemann & A. Weinberger (Hrsg.), Lernen mit Bildungstechnologien. Springer Reference Psychologie.
[2] Wissenschaftliche Weiterbildung Universität Rostock (2017). Weiterbildungsmanagement professionalisieren.
Infos aus den ROCinaren
In diesem Beitrag aus dem ROCinar zum Thema "Online-Lehre betreuen" (S2E6) spricht Prof. Dr. rer. nat. habil. Karsten Wolf (Institut für Informatik - Theoretische Informatik) über seine Erfahrungen mit der Implementierung von Lehrvideos. Dabei nutzt er Lehrvideos statt Vorlesungen, um Wissensinhalte zu vermitteln. Die Videos haben eine konstant hohe Qualität und werden schrittweise bei Bedarf erneuert. Die übrige Zeit, kann somit vollständig für die Betreuung und Begleitung der Studierenden genutzt werden.
In diesem Beitrag aus dem ROCinar zum Thema "Lehrvideos gestalten" (S2E3) gibt Silvia Retzlaff (ZLB) einen Überblick zu den verschiedenen Formen von Lehrvideos.
In diesem Beitrag aus dem ROCinar zum Thema "Lehrvideos gestalten" (S2E3) stellt Andrea Sengebusch ein Praxisbeispiel zur Nutzung von Lehrvideos für das Flipped Classroom-Modell sowie für den Hybrid-Modus vor.
In diesem Beitrag aus dem ROCinar zum Thema "Lehrvideos gestalten" (S2E3) gibt Marcus Müller (ITMZ) eine Einführung in die Tipps und Tricks zur Erstellung und Gestaltung von Lehrvideos. Dabei spricht er über Hintergründe, die Beleuchtung und den Goldener Schnitt.
In diesem Beitrag aus dem ROCinar zum Thema "Erfahrungsberichte aus der Online-Lehre" (S2E8) spricht Prof. Britta Gehrke (Professur Angewandte Makroökonomie) über die Vorteile von Videos in großen Veranstaltungen.
In diesem Beitrag aus dem ROCinar zum Thema "Studierendenzentrierung im Fokus" (S4E6) stellt Prof. Dr.-Ing. habil. Karsten Müller (Lehrstuhl für Technische Thermodynamik) das Projekt "FAST - Filmische Anleitungen für schwierige Themen" vor. Dabei handelt es sich um ein Projekt zur Erstellung von Lehrvideos für schwierige Themen als Ergänzung zu den Lehrveranstaltungen.