Künstliche Intelligenz - KI

Schon seit den 1950er Jahren stellen Menschen sich die Frage, ob Maschinen denken können. Dabei wurde 1956 der Begriff "Künstliche Intelligenz (KI)" geprägt. Besonders seit 2011 wurden durch die statistische Herangehensweise des maschinellen Lernens große Fortschritte in der KI-Entwicklung erzielt [1].
Definiert wird Künstliche Intelligenz von der OECD als „ein maschinenbasiertes System, das für bestimmte von Menschen definierte Ziele Vorhersagen anstellen, Empfehlungen abgeben oder Entscheidungen treffen kann. Es nutzt maschinelle und/oder von Menschen generierte Inputs, um ein reales und/oder virtuelles Umfeld zu erfassen, davon ausgehend (automatisch, z. B. mithilfe von ML, oder manuell) Modelle zu erstellen und mittels Modellinferenz Informations- oder Handlungsoptionen zu ermitteln. KI-Systeme können mit einem unterschiedlichen Grad an Autonomie ausgestattet sein.“ [1].
Demnach findet künstliche Intelligenz bereits seit Jahren ihre Verwendung in unserem Alltag, beispielsweise durch die Verwendung von Navigationssystemen oder Sprachassistenten auf Mobiltelefonen [2]. In diesem Kontext ist vielen Nutzerinnen und Nutzern gar nicht bewusst, dass es sich dabei ebenfalls um KI-basierte Systeme handelt [3].
[1] OECDiLibrary (2020). Künstliche Intelligenz in der Gesellschaft.
[2] e-teaching.org (2024). KI in der Hochschulpraxis.
[3] Schleiss, J. et al. (KI-Campus) (2023): Künstliche Intelligenz in der Bildung. Drei Zukunftsszenarien und fünf Handlungsfelder.
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Das Phänomen "Chat GPT"
Ein neuer "Hype" nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen hat sich im Zuge der Veröffentlichung von ChatGPT zum Ende des Jahres 2022 ergeben. Bei dieser App handelt es sich um ein Large Language Model, das mithilfe eines Chats bedient werden kann und der breiten Öffentlichkeit uneingeschränkt zur Verfügung steht [4].
Im Zuge der Veröffentlichung von ChatGPT hat sich der Umgang mit der künstlichen Intelligenz in der Lehre zu einem wichtigen Themen entwickelt, da die Leistungsstärke von KI-Tools wissenschaftliches Arbeiten und die Lehre grundlegend betrifft.
Dies begründet sich vor allem in den starken Auswirkungen auf die Eigenständigkeit von Recherchen, Schreibleistungen sowie die Prüfungskultur [2], weshalb eine Neuausrichtung in vielen Bereichen erforderlich wird [4]. Aufgrund der Fähigkeiten von KI-basierten Systemen stoßen tradierte Prüfungsformen an ihre Grenzen. Sowohl Schüler*innen als auch Studierende können jene Tools gegebenenfalls zur Täuschung verwenden. Das zentrale Problem ergibt sich bei der Erkennung solcher Täuschungsversuche, da dies mit den aktuellen technischen Ressourcen kaum möglich ist. Zum einen erkennen Plagiatserkennungssoftwares Texte nicht, die von einer KI generiert wurden und zum anderen erweisen sich Ergebnisse von KI-Detektoren als wenig zuverlässig.
Häufig stehen allerdings nur die Nachteile von KI-basierten Systemen im Fokus, allerding liegen auch zahlreiche Vorteile vor. Beispielsweise können KI-basierte Chatbots beim eigenständigen Lernen sowie Selbststudium unterstützen. Mithilfe jener Tools können sowohl das kritische Denken, die Problemlösungsfähigkeiten als auch kreatives Um- und Weiterdenken gefördert werden. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die KI nicht das eigenständige Denken übernehmen, sondern lediglich zur Unterstützung verwendet werden sollte. Darüber hinaus können auch Vorteile für Lehrende festgestellt werden, da eine Unterstützung bei der Erstellung von Lernmaterialien, die auf die Bedürfnisse von Schüler*innen und Studierende angepasst sind, denkbar ist.
[2] e-teaching.org (2024). KI in der Hochschulpraxis.
[4] Göllner, S.; Leusing, B. (2023). KI in der Hochschullehre - eine Übersicht.
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Nutzung von KI bei Studierenden
Noch ist die Studienlage hinsichtlich der Nutzung von KI-basierten Chatbots von Studierenden in Deutschland sehr übersichtlich. In einer nicht repräsentativen quantitativen anonymen Befragung von 6.311 Studierenden in Deutschland zeigt sich aber bereits, dass die Nutzung weit verbreitet ist.
Dabei haben zwei Drittel (63,4 %) der Befragten angegeben, KI-basierte Tools im Rahmen des Studiums zu nutzen, wobei fast die Hälfte auf ChatGPT zugegriffen hat. Zudem konnte festgestellt werden, dass ChatGPT, DeepL, DALL-E, Midjourney und BingAI die beliebtesten Tools darstellen [5].
[5] von Garrel, J.; Mayer, J. & Mühlfeld, M. (2023). Künstliche Intelligenz im Studium. Eine quantitative Befragung von Studierenden zur Nutzung von ChatGPT & Co.
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KI und Datenschutz
Neben der Nutzung von KI und den bestehenden Vor- und Nachteilen stellt sich ebenso die Frage nach Richtlinien des Datenschutzes. Die europäischen datenschutzrechtlichen Anforderungen gelten für alle Programme, die personenbezogene Daten verarbeiten – und somit auch für sämtliche KI-Tools.
Die Datenschutzkonformität bekannter KI-Tools wird aktuell auf europäischer und deutscher Ebene genauer betrachtet. Im Hinblick auf Deutschland kam die Datenschutzaufsichtsbehörde in Baden-Württemberg zu dem Ergebnis, dass die Nutzung von Chat GPT datenschutzkonform ist, wenn sie über das neue Modul „fAIrchat“ des Lernmanagementsystems „Moodle“ verwendet wird. Dabei handelt es sich um eine Funktion von Moodle, die zwischen Moodle-Nutzer*innen und ChatGPT vermittelt. Somit entstehen keine Metadaten, auf die OpenAI zugreifen kann. Auch dürfen die Daten nicht zur Weitereinwicklung sowie Verbesserung der KI verwendet werden. Zudem ist der Chatverlauf für Dozierende und Lehrkräfte einsehbar, was eine gewisse Kontrolle der erhobenen Informationswege der Studierenden ermöglicht [6].
KI-Tools sind als Hilfsmittel einzuordnen (wie auch beispielsweise Taschenrechner) und unterliegen somit den diesbezüglichen rechtlichen Rahmenbedingungen.
Die Erlaubnis oder das Verbot der Nutzung von KI unterliegt dem Ermessen der Dozierenden. Trotzdem muss dabei beachtet werden, dass die Nutzung von KI nicht mit einer ausreichenden Sicherheit nachgewiesen werden kann. Deshalb wird davon abgeraten, ein generelles Verbot zu erlassen. Stattdessen wird empfohlen, dass Dozierende sich klar und deutlich zur Nutzung äußern. Dies bezieht sich jedoch nicht auf Prüfungsleistungen, die in Präsenz abgenommen werden können. Bisher zieht die Universität Rostock die Schaffung der Bezahlversion von ChatGPT aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes noch nicht in Erwägung [7].
[6] Der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Baden-Württemberg (2023). Zukunft mit Datenschutz gestalten.
[7] Wolf, K. (2023). Informationen zu ChatGPT und vergleichbaren Werkzeugen.
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Fazit
Abschließend kann festgestellt werden, dass textgenerierende KI-Tools sowie Chatbots sinnvoll in der Lehre und Forschung eingesetzt werden könnten. Sie könnten - wie auch bereits aschenrechner, Computer, das Internet, Suchmaschinen - als Bildungsgegenstand anerkannt werden.
Wie bereits aus dem Statement der Universität Rostock hervorgeht, fordert die korrekte und effiziente Nutzung eines KI-Tools jedoch entsprechende Skills, wie beispielsweise eine geeignete Formulierung und Verfeinerung von Anfragen sowie die Weiterverarbeitung des Textes. Darüber hinaus ist das Finden geeigneter Quellen für das Anfertigen wissenschaftlicher Arbeiten ein Anforderung, der Chat GPT derzeit nicht gerecht werden kann. Demzufolge liege trotz der Unterstützung durch KI-Chatbots eine Eigenleistung vor, die nicht unterschätzt werden sollte [7].
[7] Wolf, K. (2023). Informationen zu ChatGPT und vergleichbaren Werkzeugen.
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